Sportvereine am Waldstein fusionieren |
Aus drei mach eins. Der SV Sparneck und der TuS Weißdorf verschmelzen mit dem 1. FC Waldstein zu einem Verein. Weißdorf – Notar Ulrich Schnabel hat diese Versammlung beaufsichtigt, damit alles seinen richtigen Weg geht: Im Sportheim des TuS Weißdorf fand die Verschmelzungsversammlung des SV Sparneck mit dem TuS Weißdorf und dem 1. FC Waldstein statt. Die beiden Abstimmungen für die Verschmelzung – für den SVS und den TuS musste jeweils getrennt gestimmt werden – sind einstimmig ausgefallen. Jeder der drei Vorsitzenden der Vereine legte zunächst seinen Verschmelzungsbericht ab – wie bereits vor den eigenen letzten Mitgliederversammlungen. SV Sparneck: Georg Brandhorst sieht in seinem Verein, dem SV Sparneck, einen „am Waldstein verwurzelten Sportverein“. Trotz 110-jähriger Tradition mit überdurchschnittlichen Erfolgen in der Vergangenheit sei in den „Nullerjahren“ das Überleben des Vereins infrage gestellt gewesen. Besonders im Nachwuchsbereich habe es Probleme gegeben; daher sei die Jugendfußballabteilung in die JFG Waldstein ausgelagert worden. 2011 ging der Seniorenfußball gemeinsam mit dem TuS Weißdorf zum 1. Waldstein. „Damit war der komplette Fußballbereich des SV Sparneck Geschichte“, erinnerte Brandhorst. Keiner der beiden Stammvereine habe für sich die Möglichkeit gesehen, mit den vorhandenen Ressourcen konkurrenzfähigen Wettbewerbsfußball zu betreiben. Übrig geblieben sei neben der Tischtennisabteilung der Bambini- und Juniorenfußball bis zur U 11. Die Gründung des 1. FC Waldstein sei ein Experiment gewesen, „mit einem ungewissen Ausgang“, sagte Brandhorst. Deshalb sei auch die Vereinsstruktur des SVS nicht komplett zerstört worden. „Er diente als Rettungsring, falls der FCW ein Misserfolg wird.“ Trotzdem sei von Beginn an klar gewesen, dass das Ziel nur eine völlige Verschmelzung mit dem 1. FC Waldstein sein könne. Im Jugendbereich sei ähnlich verfahren worden: „Alle Pässe wurden auf den FCW umgeschrieben, was zur Folge hatte, dass kein einziges Kind mehr beim SVS Fußball spielte.“ Damit sei der SVS in der öffentlichen Wahrnehmung völlig in den Hintergrund getreten, während der FCW stark an Präsenz gewonnen habe. Die erste Mannschaft spielt in der Spitze der Kreisliga und hat schon in der Relegation zur Bezirksliga teilgenommen. „Mit der Verschmelzung hat der 1. FC Waldstein endlich einen kompletten Aufbau von oben nach unten im Fußballbereich“, erklärte Brandhorst. Aber auch außerhalb des Fußballs schaffe der neue Verein attraktive Angebote, so im Reha-Sport und in der Kinderturngruppe. „Abseits des rein Sportlichen finden auch die Gemeinden im schulischen und gesellschaftlichen Leben immer mehr zusammen“, erläuterte Brandhorst weiter. „So spricht sportlich und kulturell alles für eine Verschmelzung mit dem 1. FC Waldstein“ – zumal der neue Verein wirtschaftlich sehr stabil sei. Der SVS hatte zuletzt 236 Mitglieder, in den letzten drei Jahren aber über 50 Mitglieder verloren. Die meisten Mitglieder seien über 60 Jahre alt. „Im Grund fehlt der förmlichen Verschmelzung des SVS und des TuS Weißdorf mit dem 1. FC Waldstein nur noch der endgültige rechtliche Vollzug. In den Augen der Bevölkerung und der Fans ist sie schon lange vollzogen worden.“ TuS Weißdorf: Vorsitzender Hubert Popp berichtete, dass der Vereinsausschuss am 7. August sein „einstimmiges Ja“ zur Verschmelzung gegeben habe; bestätigt habe dieses Ja die außerordentliche Mitgliederversammlung am Tag vor der Verschmelzungsversammlung. „Selbst wenn aus einer Ecke ein Sponsor kommen sollte, der es möglich macht, den TuS selbstständig weiterzuführen, macht es keinen Sinn und ist gegen jede Motivation, den gemeinsam begonnen Weg zu verlassen. Ich stehe für einen gemeinsamen Weg nicht nur mit dem 1. FC Waldstein, sondern dann auch weiterführend mit dem SV Sparneck“, erklärte Popp. Aufgrund des demografischen Wandels gelte es, die beiden Gemeinden sportlich in einem Verein zu verbinden und gemeinsam Sport zu treiben. Die Basis sei, wie in jedem Verein, die Jugend. Bei dem gemeinsam begonnen Kinderturnen sei die Teilnehmerzahl sprunghaft angestiegen. Mit der Verschmelzung erhöhe sich der Einzugsbereich von 1200 auf 3000 Einwohner. „Der FCW, der in den neun Jahren eine beachtliche Entwicklung genommen hat, etabliert sich zu einem wesentlichen Bestandteil des Lebens in den beiden Gemeinden.“ Nachdem das „Zugpferd Fußball“ in den FCW ausgelagert wurde, habe man auf Dauer nicht mehr alleine bestehen können. Auch sei es nicht mehr möglich gewesen, die nötigen Vereinsfunktionen zu besetzen, „damit kann auch kein lebendiges und engagiertes Vereinsleben mehr bestehen“. Bereits 2017 habe es im TuS ein klares Votum für eine Verschmelzung gegeben sowie erste Treffen mit dem SV Sparneck. Schon damals sei zu erkennen gewesen, dass eine gemeinsame Lösung angestrebt wird. Weil das Sportheim des TuS mit 400 000 bis 500 000 Euro einen relativ hohen Wert darstellt, steht eine Grunderwerbsteuer von bis zu 15 000 Euro im Raum. Günstiger käme es, wenn der TuS als aufnehmender Verein fungieren würde – aber dann müssten alle Spieler zum TuS wechseln, wobei die Wechselfristen eingehalten werden müssten. Dies wäre der große Nachteil. Die Aufnahme in den 1. FC Waldstein habe nur einen Nachteil: „Es wird Grunderwerbsteuer fällig.“ Der aufnehmende FCW übernehme die Rechtsnachfolge des TuS mit allen Verträgen und Verpflichtungen. Allerdings erlischt die Konzession für die Bewirtschaftung des Sportheims. „Diese muss der neue Verein neu beantragen. Es gibt aus meiner Sicht keine Alternative für die Verschmelzung“, schloss Hubert Popp. 1. FC Waldstein: „Wir vom 1. FC Waldstein 2011 möchten uns mit unseren beiden Stammvereinen SV Sparneck und TuS Weißdorf verschmelzen“, erklärte erster Vorsitzender Rainer Pflug. Man sei damals gegründet worden, um mit dem Namen 1. FC Waldstein für die beiden Waldsteingemeinden Fußball zu spielen. Beide Vereine hätten in den Jahren zuvor damit zu kämpfen gehabt, genügend Spieler für den Spielbetrieb zusammenzubekommen. Der SVS hatte damals eine Kreisliga- und eine zweite Mannschaft; es sei aber oft schwer gewesen, vollständige Mannschaften zu stellen. Dasselbe habe für den TuS Weißdorf gegolten, der nur noch eine Mannschaft hatte. Die Jugendlichen hätten seit 2008 in der JFG Waldstein Fußball gespielt, der der SV Sparneck, der TuS Weißdorf, der FC Zell und der ASV Stockenroth angehörten. Mittlerweile spiele der Nachwuchs des FCW in einer Spielgemeinschaft mit dem FC Eintracht Münchberg und dem ASV Stockenroth. „Mit der Gründung des 1. FC Waldstein wurde damals schon der Grundstein für die Verschmelzung gelegt, die nun im Jahr 2020 erfolgt.“ Aktuell nehmen zwei Mannschaften am Seniorenspielbetrieb teil. Neben dem Präventionssport und dem Kinderturnen gibt es noch eine Skiabteilung; zudem bietet man verschiedene Kurse an. Aktuell hat der FCW über 250 Mitglieder; mehr als die Hälfte unter 27 Jahren. Durch die Verschmelzung wächst der Verein auf über 550 Mitglieder an. „Obwohl die Verschmelzung einiges an Kosten verursacht, steht der 1. FC Waldstein wirtschaftlich auf gesunden Beinen. Wir sind bereit und stellen uns der Verantwortung für alle Mitglieder, alle Sportplätze, die Sportheime und alle Abteilungen unserer beiden Stammvereine“, erklärte Pflug. Helfer seien in allen Funktionen willkommen. „Wir haben viele Ideen und sind für jede gute Idee offen“, motivierte der Vorsitzende des jetzt großen Vereins 1. FC Waldstein e. V. die Mitglieder. Von Helmut Engel (Quelle: Frankenpost, 19.10.2020) |